Im Dissertationsprojekt doing AGENCY soll die Aushandlung von Selbstbestimmung beim Experimentieren untersucht werden.
Dem sozialwissenschaftlichen AGENCY-Ansatz (vgl. Raitelhuber 2012) folgend wird Selbstbestimmung hierbei nicht als individualpsychologische Eigenschaft verstanden, sondern ist zwischen allen an der sozialen Situation Experimentieren beteiligten Akteur*innen und dem Phänomen auszuhandeln. Es geht bei der Analyse darum, zu verstehen, wie Selbstbestimmung ausgehandelt wird und welche Aspekte bei dieser Aushandlung von Selbstbestimmung in sozialer Interaktion (Schüler*innen untereinander, Lehrperson und Schüler*innen) miteinander in welcher Beziehung stehen bzw. zusammenhängen (vgl. Kihm & Peschel 2017; Diener & Peschel 2019 i.V.).
Dabei stellt sich insbesondere die Frage, wie sich beim Experimentieren Aufgaben, Aufgabenformate, Interventions- und Lernbegleitungsmaßnahmen wechselseitig beeinflussen und wie diese mit den Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten, dem Freiheitsgrad und der sozialen Interaktion beim Experimentieren zusammenhängen. Insgesamt:
- Wie beeinflusst das Lehrerhandeln beim Experimentieren die Schüler*innen darin, selbständig experimentelle Erkenntnisse zu erlangen?
- Wie gehen die Akteur*innen mit Aufgaben verschiedener Typen um?
- Wie beeinflussen Aufgabenformate die Aushandlung von Selbstbestimmung beim Experimentieren (vgl. Köster 2006; Peschel 2012; 2014; 2016)?
Um zu prüfen, inwiefern Aspekte , die sich auf Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten der Schüler*innen auswirken, bewusst oder unbewusst eingesetzt werden, werden verschiedene Akteur*innen (Schüler*innen, Lehrer*innen) bei Experimentierprozessen beobachtet. Ihre Kommunikations-, Interaktions- und Aushandlungsprozesse werden anschließend in „dichte Beschreibungen“ überführt. Die Daten werden kodiert, analytisch verdichtet und systematisiert.
Durch das Verständnis für die Vielfalt von Aspekten, die einen (selbstbestimmten) Experimentierprozess beeinflussen, kann das Rollenverständnis zwischen Lernenden und Lehrenden überprüft und auf das (Sach-)Lernen von Schüler*innen bezogen werden. Hierin sind Chancen zu vermuten, die eine Lernbegleitung der Sachauseinandersetzung mit Phänomenen auch für den Sachunterricht an Grundschulen fruchtbar machen (vgl. Wedekind 2006; Peschel 2016).